SPD Emmendingen

Gedanken zum Neuen Jahr

Veröffentlicht am 17.01.2008 in Reden/Artikel

Gedanken zum Neuen Jahr

vorgetragen von Frau Eva-Maria Einert,
langjährige SPD-Stadträtin, Trägerin der Emmendinger Ehrennadel,
während des Neujahrsempfangs der Großen Kreisstadt Emmendingen am 12.01.2008
in der Steinhalle

"Liebe Emmendinger Bürgerinnen und Bürger, liebe Gäste, liebes Stammpublikum des Neujahrsempfanges!

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie man Ihren Platz da unten mit diesem hier oben tauschen und seine Gedanken zum Besten geben kann? Im Grunde ist es ganz einfach: Man kommt regelmäßig hierher, wartet 25 oder 30 Jahre, bis es die bedeutende Wiederkehr eines Ereignisses gibt, welches man mit Ihnen wenigstens am Rande in Verbindung bringt, und schon haben Sie es geschafft.
So erging es auch mir, denn 2008 feiert Emmendingen ein großes Partnerschaftsjahr: 30 Jahre Jumelage mit Six-Fours, 25 Jahre Twinning mit Newark. Anlässlich dieses Doppeljubiläums darf ich Ihnen meine Gedanken zum neuen Jahr vortragen, damit Sie sich Ihre machen können.

Nun könnte ich ja gedankenschwer in der Verschwisterungserinnerungskiste kramen, aber es wird im Laufe dieses Jahres noch so viele Gelegenheiten dazu geben, dass wir diesen Empfang davon ausnehmen können. Dennoch hat das Thema, welches ich meinen Gedanken zu Grunde legte, natürlich schon mit Partnerschaften im Ausland zu tun: Ich lade Sie ein, mich zum Nachdenken über Toleranz und Vorurteile zu begleiten.

Die Gründerväter und –mütter der Partnerschaften hatten bei der Jumelage mit Six-Fours andere Grundideen, als bei derjenigen mit Newark oder gar Sandomierz.
Für Karl Faller, den OB vor 30 Jahren, standen die Aussöhnung mit dem ehemaligen „Feind“ und der Wille, nie mehr Krieg mit dem westlichen Nachbarn zu führen, an erster Stelle.

Als Hans Peter Schlatterer vor 25 Jahren die Twinning mit Newark in die Wege leitete, galten diese Beweggründe schon nicht mehr im selben Ausmaß. Vielmehr war die Möglichkeit eines Schüleraustausches mit dem Erlernen der jeweils anderen Sprache eine Triebfeder sowohl für uns als auch für unsere englischen Freunde.
Ulrich Niemann, der starke Motor für die zum damaligen Zeitpunkt vor 18 Jahren außergewöhnliche Verschwisterung mit einer polnischen Stadt, sah eine große Chance für Emmendingen, den vernachlässigten europäischen Osten ins Partnerschaftsgefüge einzubinden.
Allen Beteiligten am Zustandekommen der Verschwisterungen war eines gemeinsam: Sie wollten Vorurteile abbauen, Vorurteile der Deutschen gegenüber früheren „Gegnern“, Vorurteile der Nachbarländer gegen die einstigen deutschen „Feinde“.
Sie wollten auch der jungen Generation aller beteiligten Nationen und Städte Toleranz vorleben und sie in den Köpfen der Heranwachsenden verankern. Im Laufe der drei Partnerschaften hat eine Anpassung an die Bedürfnisse der jeweiligen Epoche stattgefunden. Aus ehemaligen unversöhnlichen Kriegsgegnern waren in der Europäischen Gemeinschaft Partner geworden, die jedoch noch lernen mussten, mit der neuen „Verwandtschaft“ freundschaftlich und tolerant umzugehen.
Was aber ist denn Toleranz? Kann man sie lernen oder verlernen? Ist sie immer angebracht? Kommt man ohne sie aus?
Beginnen wir unsere Toleranz-Gedankenreise hier in Emmendingen, der kleinen Schönen im Breis-gau.
Alles ist uns vertraut, nichts fremd. Wenn wir ins Städtchen gehen, wissen wir, was und wer uns erwartet.

Nichts fällt aus dem Rahmen?
Nichts fremd? Und warum kommt uns dieses Bild trotzdem „fremd“ vor, obwohl das Objekt, der Blickwinkel die gleichen sind? Richtig, die Fremdheit, das Wahrnehmen vom Anders-Sein liegt im Auge des Betrachters.
Und genau hier beginnt Toleranz notwendig zu werden. Nicht weil andere Menschen andere Ver-haltensweisen, andere Bräuche, Praktiken, Religionen, politische Überzeugungen haben, sondern weil ICH all dies anders sehe.

Ein Kind kommt ohne jede Toleranz auf die Welt. Es muss sie erlernen. Es „fremdelt“ im ersten Jahr seines Daseins. Erst durch die Erziehung im Elternhaus, im Kindergarten und dann in der Schule bewältigt es Fremdenfurcht und lässt im Idealfall Fremdenhass bei sich nicht zu.
Auch im Bewusstsein dieses Erziehungszieles entstand Emmendingens erste Partnerschaft mit Six-Fours, der zweiten Station unserer Toleranz-Gedankenreise, der quirligen Schönen am Mittelmeer. Der Schüleraustausch hin und her und damit verbunden das Kennenlernen und Sprechen der frem-den Sprache, das Übernachten in fremdartigen Betten, das Kosten fremder Genüsse oder bis dahin als nicht genießbar geltender Speisen weitete die Grenzen der Toleranz beträchtlich. Auch wenn auf beiden Seiten organisatorische Missgeschicke, falsche Erwartungen, engstirnige Vorstellungen von Gemeinsamkeit das Miteinander vielleicht beschwerlich machten, so faszinierten doch gerade die unterschiedlichen Ansätze, Lösungen von Problemen zu finden. Nahezu unmerklich begannen wir, in der Partnerschaft Verhaltensweisen, Bräuche, Rituale nicht nur zu tolerieren, sondern sie sogar zu kopieren. Gelebte, verwurzelte Toleranz!

Toleranz kommt vom lateinischen Verb "tolerare": ertragen, aushalten, zulassen.
Mir persönlich gefällt die Bedeutung „zulassen“ am besten. Ich lasse zu, dass die Lebens- oder Glaubensweise oder die politische Einstellung eines Einzelnen oder einer Gruppe „anders“ ist als die meinige, dass sie zwar nicht in meinen Lebensentwurf passt, dass ich sie aber toleriere. Das bedeutet nicht Übereinstimmung, ist aber ein großer Schritt zur Akzeptanz. „Toleranz bedeutet Respekt vor der Überzeugung anderer, nicht Verzicht auf die eigene Überzeugung“ formulierte Kurienkardinal Walter Kasper.

Fast immer waren es in längst vergangener aber auch in der jüngsten Geschichte die Unterschiedlichkeiten in politischen oder religiösen Systemen, die zu mörderischen Kriegen, Verfolgung und Terrorismus führten.
Zwischen England und Deutschland, zwischen Newark und Emmendingen, gab es weder in der einen, noch in der anderen Hinsicht größere Unterschiede. Hier wie dort wohnen Christen, wohnen Demokraten.
Dennoch galt es bei Schließung dieser Partnerschaft, auf beiden Seiten Vorurteile abzubauen, die Toleranz verhinderten.
Und damit sind wir bei der dritten Station der Gedankenreise, bei Newark, der heimelig Schönen in Mittelengland am Trent.
Rufen Sie sich doch einmal jetzt ganz schnell drei Eigenschaften, die für Sie typisch englisch sind, ins Gedächtnis.
Ich möchte wetten, dass bei den meisten hier im Saal entweder „höflich“, „korrekt“ oder „steif“ aufgetaucht sind. Vor-Urteile, die auch wir pflegten, welche die Partnerschaft mit Newark in die Wege leiteten. Wir haben uns ja so was von getäuscht! Es kamen die lockersten, herzlichsten und offensten Menschen, die man sich vorstellen kann. Wir lernten schnell, dass Traditionen im Um-gang miteinander unseren englischen Freunden sehr wichtig sind, wir lernten schnell, dass das eng-lische Essen mit der Mittelmeerküche nicht vergleichbar aber absolut genießbar, des Genießens Wert war. Wir lernten schnell, dass das englische Schulsystem anders als das unsere, aber sehr erfolgreich war, kurz: Wir lernten! Zahlreiche sogenannte "serious talks" trugen dazu bei, dass der Tellerrand in unseren Köpfen, über den man mehr oder weniger wohlwollend hinauszublicken pflegt, gar nicht mehr existierte. Wir lernten voneinander. Die wichtigste Voraussetzung überhaupt für Toleranz war damit gegeben: die Bildung. Ohne Bildung, man darf dabei auch die Herzensbil-dung nicht vergessen, keine Toleranz! Wenn Sie sich überlegen, von wem heute noch Krieg und Terror, Gewalt und Bedrohung ausgeht, so sind es fast immer Menschen oder Gruppen, denen Bil-dung vorenthalten wurde und wird. Dies bedeutet für jeden, der Gewalt und Krieg verabscheut, dass er den ihm anvertrauten Kindern und Heranwachsenden so viel Bildung ermöglichen muss, wie er überhaupt zu leisten im Stande ist, dass er sich nach Kräften in der ganzen Welt für die Verbreitung von Bildung einsetzt. Dies gilt in erster Linie unseren Politikern und Regierungen, aber auch allen Eltern und Lehrenden.

Lernende waren wir alle wieder bei der vierten Station unserer Toleranz-Gedankenreise, in Sandomierz, der stolzen Schönen an der Weichsel.
Diese Partnerschaft stellte uns Deutsche vor die emotional bedeutendste Herausforderung. Im Jahre 1990 war die polnische Stadt, weit drüben im Osten Richtung Sowjetunion gelegen, für uns Wohlstandsbürger die wirkliche Fremde.
Eigentlich war nichts so, wie wir es von zu Hause kannten. Und die Menschen? Sie waren, in starkem Kontrast zu ihrem Wohn- und Berufsumfeld, herzlich, großzügig, liebenswert, zuversichtlich. Lernen konnten wir aus dieser Partnerschaft, dass im Grunde die Menschen, wo auch immer ihr Schicksal sie hingeworfen hat, Menschen sind wie du und ich: Sie suchen Frieden für sich, Wohlstand, Gesundheit, Zufriedenheit, sie suchen ihr Glück. Doch genau hier droht Gefahr: Jeder, der ihnen das Glück zu bringen verspricht, wird als Heilsbringer willkommen geheißen. Für einen Heilsbringer würde man doch alles tun, oder?

Und damit komme ich weg vom Beispiel Partnerschaft hin zu globalen Themen, die unsere Gedanken zur Toleranz auch streifen müssen.
Toleranz hat Grenzen! Wo Leib und Leben, Gesundheit und Eigentum anderer verletzt oder gar zerstört werden, gibt es keine Toleranz mehr. Thomas Mann sagt im Zauberberg: Toleranz wird zum Verbrechen, wenn sie dem Bösen gilt.
Wenn ich aber auf der einen Seite Toleranz als Mittel zur Verringerung von Gewalt predige, im selben Atemzug Intoleranz als einzige Möglichkeit sehe, Gewalt zu ächten und zu bekämpfen, führe ich mir die Paradoxie des Toleranzbegriffes vor Augen. Wer Intoleranz toleriert, ist tolerant, aber auch eben intolerant. Wer Intoleranz nicht toleriert ist intolerant, bewahrt aber gleichzeitig seine Toleranz. Wann setze ich Toleranz, wann Intoleranz ein? Wer lehrt die Menschen, das jeweils Richtige zu tun?

Leicht gerät uns wohl Toleranz angesichts von subtiler Gewalt zur Feigheit oder zumindest zu Bequemlichkeit und Nicht-Einmischen-Wollen.
Man könnte hier auch von passiver Toleranz sprechen, bei der man zwar für sich eine Handlung bewertet, aber auf eine offene Reaktion verzichtet. Und leicht schießt man auch bei der Intoleranz über das Ziel hinaus mit purem Aktionismus und populistischen Sprüchen, die nie einer Realität standhalten. Das richtige Maß könnte uns unser Herz, unser Gewissen lehren, wenn wir denn ge-lernt hätten, darauf zu hören.

Hören wir auf unser Gewissen, einheimischen Händlern gegenüber, wenn wir die Rado-Uhr aus Thailand, das Boss-Hemd aus der Türkei und die Louis-Vuitton-Tasche vom Polenmarkt aus Brandenburg mitbringen?
Es ist doch schizophren, heute Fremden und Fremdem in Deutschland gegenüber misstrauisch bis intolerant zu sein, aber andererseits Toleranz für uns fordern, wenn wir fröhlich bei eben diesen Fremden unsere heimische Wirtschaft sabotieren!

Vom Globalen gehe ich zurück zum Nationalen und möchte zwei Themenkreise ansprechen, die sicher auch Ihr Interesse schon gefunden haben. Zum einen ist es die Einstellung gegenüber einem Tempolimit auf Autobahnen und zum anderen gegenüber der Verschärfung der Antirauchergesetzgebung.

Bei beiden Themen gibt es viele Menschen, deren Standpunkte entschieden auseinanderklaffen. Wessen Einstellung wiegt mehr? Diejenige, welche die persönliche Freiheit beim Rasen und Rau-chen unangetastet wissen möchte und daher Toleranz für sich fordert, oder diejenige, welche die Gesundheit oder gar das Leben gefährdet sieht, und daher jegliche Toleranz verweigert? Ich persönlich finde, dass Raser und Raucher lange genug unsere Toleranz als selbstverständlich hingenommen haben. Nun sollten die Legislative und die Exekutive auf die Mehrheit der Bürger dieses Landes hören. Im Fall des Schutzes der Nichtraucher ist dies mit dem Anbruch des neuen Jahres weithin geschehen. Warum sie sich im anderen Falle derart zieren, lässt auf unglaubliche Lobbyarbeit schließen, bei der einem Normalbürger auch schon mal höchst kritische Gedanken zu Korruption und Bestechung kommen könnten.

Lassen Sie mich noch einen Schritt weiter zurückgehen und damit wieder nach Emmendingen kommen.
Wenn ich Sie frage, welches Thema seit J-A-H-R-E-N Bürger und Gemeinderat beschäftigt und zu keinem bislang befriedigenden und durchgeführten Beschluss gelangte, werden Sie sicherlich die Verkehrsberuhigung Innenstadt mit all den dazugehörigen Infrastrukturproblemen nennen.

Drei Sichtweisen gilt es da, von den beschließenden Gremien einzubeziehen:
diejenige der einkaufenden Bürger, vor allem Frauen mit Kindern und ältere Menschen,
diejenige der Geschäftsleute
und diejenige der Anwohner an den Ausweichstraßen.
Erschwerend kommt hinzu, dass bei den Geschäftsleuten eigentlich zwei Seelen in der Brust vorhanden sein müssten, denn neben der guten Anfahrbarkeit ihrer Geschäfte, wie immer man sich die vorzustellen hat, müssten auch die Argumente ihrer Kundinnen und Kunden, die Innenstadt durch die Sperrung einkaufsfreundlicher zu machen, in ihr Kalkül mit einbezogen werden.
Was ist tolerant, was intolerant? Toleranz dem einen Argument gegenüber schließt Intoleranz dem anderen gegenüber fest mit ein. Wenn dann Toleranz und Intoleranz nicht nur in verschiedenen Gruppierungen sondern innerhalb eines jeden einzelnen Beteiligten existent ist, wird’s wieder mal so kompliziert, dass der Emmendinger Gemeinderat seiner Lieblingsbeschäftigung nachgehen darf: das Rad neu zu erfinden!

Zu beneiden sind die Damen und Herren dieses Gremiums wahrlich nicht. Und deshalb möchte ich an dieser Stelle einmal werben für Toleranz von uns fordernden und einseitig für unsere Belange argumentierenden Bürgern gegenüber den Amtsträgern.
Ihre Arbeit ist schwer und entbehrungsreich. Ich weiß noch gut, wovon ich spreche: Sitzungen, die Vorbereitungen dazu, das Aktenstudium, die Erlangung von kompetentem Wissen auf zahlreichen Sachgebieten, wie Bauwesen, Finanzen und Kultur einer Stadt sind kein Honigschlecken. Die manchmal schon verächtliche Herablassung, die unseren Mandatsträgern von Stammtischen und aus Gesprächskreisen, aber auch in den Medien entgegenschlägt, zeugen von keiner Toleranz oder gar Akzeptanz. Daher meine Bitte an Sie: Gestehen Sie den von Ihnen Gewählten das zu, was Sie für sich auch in Anspruch nehmen, achtsame Toleranz, wachsame Aufmerksamkeit und vorurteils-freie Bewertung ihrer Arbeit.
Die Damen und Herren Volksvertreter unter uns aber bitte ich um dasselbe, sowohl für ihre Wähler, als auch vor allen Dingen für ihre Nicht-Parteifreunde.

Noch einen Schritt zurückgehen möchte ich nun in meiner Toleranz-Gedankenreise.
Wir haben begonnen bei den Partnerschaften und landen nun wieder am Ausgangspunkt der Reise: bei den Partnerschaften, diesmal aber den vielfältigen zwischenmenschlichen Beziehungen die Sie und ich haben.
Jede und jeder kann mitreden beim Thema Toleranz in den Familien, im Berufsleben, im Freundes- und Bekanntenkreis. Wir wissen um die Notwendigkeit, gerade in diesen Teilbereichen unseres Lebens mit Toleranz ihr Funktionieren zu gewährleisten. Wie tolerant sind wir wirklich? Als wir heute hierher kamen, begegneten wir zahlreichen Menschen, die wir oft oder ab und zu sehen. Praktisch in jedem Augenblick dieses Weges hat unser Gehirn Wertungen abgegeben: der sieht aber alt aus, die hat sich ja wahnsinnig geschminkt, die beiden tun auch nur so freundlich, Himmel ist das Kostüm hässlich, und erst die Frisur…..und so weiter.
Wenn Sie mit dem Auto kamen, gab es bestimmt zwei oder drei Situationen, bei denen Sie Verstöße gegen die Verkehrsordnung oder zumindest unorthodoxes, sprich Ihnen unangenehmes Verhalten konstatierten.
Ob wir es wollen oder nicht, die Vernetzungen unseres Gehirns sind geprägt, und ohne unser aktives Zutun erstarren wir in Vor-Urteilen, ich will lieber sagen in Schnell-Urteilen. Doch es gibt schon Möglichkeiten, Toleranz für unsere Mitmenschen zu trainieren. Sind Sie für eine Übung bereit?
Sehen Sie sich dieses Bild an. Mühelos könnten Sie dem kleinen Thaijungen freundliche Worte über sein hübsches Gesicht, seine niedliche Nase, seine drollige Mütze sagen.
Jetzt wird es schon schwieriger. Fällt Ihnen etwas Positives ein? Vielleicht wie Sie bewundern, dass die Marktfrau mitten im lärmenden Basar selig zu schlafen weiß, ein Kunststück, welches Ihnen wohl nicht gelänge. Das war erst einmal Warmlaufen des Gehirns.
Doch nun schreiten wir zur praktischen Übung und dazu bedarf es zunächst einer logistischen Meisterleistung:
Ich bitte die Damen und Herren, welche am Mittelgang sitzen, sich Ihrem unmittelbaren Nachbarn zuzuwenden. Die nächsten Herrschaften in der Reihe mögen ebenfalls Blickpaare bilden. Wenn es am Ende der Reihe nicht aufgeht, bilden Sie einfach dort eine „Dreierseilschaft“. Geschafft? Das war Ihre größte Hürde!
Nun kommt das Training: Betrachten Sie bitte Ihr Gegenüber, das Äußere, auch wenn es Ihnen lang vertraut sein sollte, die Kleidung, die Haltung, die Miene. Und nun vergessen Sie die langweilige Krawatte, das Doppelkinn, die herabgezogenen Mundwinkel und alles, was Ihr Gehirn noch so an Störendem vermerkt, und konzentrieren Sie sich auf eine positive Erscheinung. Und diese erwähnen Sie nun in warmen Worten Ihrem Nachbarn gegenüber.
Wer mitgemacht hat, wird feststellen, dass diese Übung nicht schwer war, vielleicht sogar auf beiden Seiten, beim Sprechenden wie beim Hörenden Endorphine ausgeschüttet hat.

Wie bedeutsam Toleranz im täglichen Leben ist, hat jeder von uns zu jeder Zeit am eigenen Leibe erfahren.
Und oftmals sollten wir uns eingestehen, dass Tucholskys Spruch „Toleranz ist der Verdacht, dass der andere Recht hat“ mehr als nur ein Körnchen Wahrheit enthält.
Sollten Sie, genau wie ich auch, zu den Menschen gehören, welche gute Vorsätze für das Neue Jahr in Erwägung ziehen, möchte ich 3 Vorschläge dafür unterbreiten:

1) Wir wiederholen die eben durchgeführte Übung zu Hause, im Freundeskreis und Berufsleben. Am besten jeden Tag einmal, damit es uns in Fleisch und Blut übergeht. Wählen Sie als Ziel-personen vielleicht Menschen, die heute NICHT hier waren, dann ist die Wirkung ungleich größer. Versuchen wir einfach, bei Begegnungen ganz bewusst, eine Wertung die unser Ge-hirn ruckzuck abliefern möchte, zu ignorieren.

2) Jedes Mal, wenn wir ab jetzt am Steuer unseres Wagens sitzen und merkwürdige Zeitgenossen sich seltsam verhalten, denken wir daran, dass an der nächsten Kreuzung wir der Trottel mit der Verkehrsübertretung sein könnten, und machen für den armen Sünder die besten Wünsche, dass er einen schönen und freundlichen Tag erleben möge.

3) Sollten Sie denken, dass meine Ausführungen nicht der Rede Wert gewesen sind, sollte ich Rauchern und Rasern unter Ihnen zu nahe getreten sein oder sollte ich jemanden gelangweilt oder gar empört haben, so üben Sie mit mir aktive Toleranz.

Ich danke Herrn Truöl von der Badischen Zeitung, der mir die meisten Originale der Bilder aus den Partnerstädten tolerant zur Verfügung gestellt hat, obwohl er wusste, dass ich sie verfremden würde.
Vielleicht ist es Ihnen ja im Laufe der kleinen Diashow so ergangen, wie ich mir das erhoffte: Sie haben wild verfremdete Bilder nicht indigniert registriert sondern neugierig erwartet. Auch im täglichen Leben könnte Unbekanntes, Fremdes, Verfremdetes nicht Vorurteile in uns wach rufen
sondern erwartungsvolle Neugier, die in Toleranz oder Akzeptanz oder gar freundlicher Übernahme münden könnte.
Nehmen Sie allerdings von der Diashow die Erkenntnis mit nach Hause, dass Sie nur Bildern trauen können, die Sie selbst bearbeitet haben.

Das Waren meine Gedanken zum Jahreswechsel.
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit und Geduld und wünsche Ihnen von Herzen ein Jahr, in dem alles, was Sie denken, sagen und tun zum Wohle aller Menschen ist.

Ihnen allen ein gesundes, zufriedenes Neues Jahr!"

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