Foto: Klaus Fehrenbach Liebe AtomkraftgegnerInnen! Das ist eigentlich eine schlechte Anrede Denn Gegner ist eine negative Kennzeichnung der Bewegung, von denen, die dies Bewegung gerne schlecht machen würden! Ich sollte besser sagen: Liebe StreiterInnen fürs Leben!
Wer von uns hätte noch vor einem halben Jahr davon zu träumen gewagt, was heute Mittag exklusiv veröffentlicht wurde: Das Bundeskabinett hat die Gesetze für den geplanten Atomausstieg gebilligt und damit den Weg frei gemacht für weitere Beratungen von Bundestag und Bundesrat. Kern ist das Atomgesetz, in dem die stufenweise Abschaltung aller Atomkraftwerke bis 2021/2022 festgeschrieben und das bereits am 8. Juli endgültig verabschiedet werden soll. Bundesumweltminister Norbert Röttgen machte deutlich, dass der Atomausstieg unumkehrbar sei - ohne Vorbehalt und Revision. 25 Jahre nach Tschernobyl – endlich! Und das, das ist auch Euer, das ist unser aller Verdienst, die wir seit vielen Jahren in ganz unterschiedlicher Weise auf die Gefahren der Atomenergie hingewiesen haben und zum Leidwesen unendlich vieler Menschen in der Vergangenheit, in der Gegenwart und leider auch in der Zukunft recht behalten haben. Eure Montagsdemos und all die vielen Aktionen überall in Deutschland, sie waren nicht umsonst. Der öffentliche Druck auf unsere Regierenden wurde zu stark. Sie konnten einfach gar nicht mehr anders! Und sie werden jetzt auch gar nicht mehr anders können, als diese Sache überzeugend zu Ende zu bringen. Alles andere wäre für sie politischer Selbstmord. Diese unglaubliche Entwicklung, die aus Gründen der Vernunft eigentlich schon längst hätte beendet sein sollen, - aber dem Kapital fehlt offensichtlich nicht nur die Moral, sondern oftmals auch die Vernunft, - erfüllt mich mit Freude und Hoffnung, weil sie zeigt, dass es möglich ist, viele Menschen dafür zu begeistern, sich für ihre Gesellschaft und für ihre Anliegen zu engagieren und einzusetzen. Auf der anderen Seite sollte auch kritisch bemerkt werden: Wir haben bei unseren Regierenden jetzt also den Ausstieg aus dem Ausstieg vom Ausstieg. Welch ein Paradebeispiel für Orientierungslosigkeit! Ein schlechtes Vorbild für die vielen Menschen bei uns, gerade auch unsere Jugendlichen, die auf der Suche nach verbindlicher Orientierung sind. Aber es ist halt auch unsere Aufgabe als BürgerInnen, sie nicht nur so vor sich hin zu regieren zu lassen, sondern ihnen auf die Finger zu schauen und zu prüfen, was sie sagen und tun, und vor allem, was sie nicht sagen und doch tun! So manche schwierigen Wege liegen nun vor uns. Zwei möchte ich hier nennen: Die Internationalität - negativ ausgedrückt - des Problems, - positiv ausgedrückt - der Problemlösung Wir dürfen uns nicht nur auf uns als Deutschland beschränken. Nukleare Emissionen halten sich nicht an nationale Grenzen. Wir müssen uns international vernetzen und verabreden und solidarisieren und international auftreten, Facebook, Twitter Organisationen wie TRAS konkret uns bedrohend ist Fessenheim Einladung zur Veranstaltung morgen in Kirche Kollmarsreute „Forum Kirche in der Stadt“ 20.00 Uhr mit Axel Mayer, Vorsitzender BUND und stellv. Vorsitzender der TRAS zu Thema Fessenheim möchte dazu noch bemerken, dass der Kirchengemeinderat Emmendingen, das leitende Gremium aller vier evang. Pfarrgemeinden in Emmendingen, der auch von Anfang an die Montagsdemo unterstützt hat, einstimmig beschlossen hat, der TRAS beizutreten. Wir werden noch viel Kraft und Phantasie brauchen, um uns für die internationale Problemlösung „Bedrohung durch die Atomenergie“ einzusetzen. Die zweite Schwierigkeit: Einsicht braucht manchmal viel Zeit und einen langen Atem und ein dickes Fell. In der ersten Veranstaltung „Forum in der Stadtkirche“ hat uns Ernst von Weizsäcker dazu aufgerufen und ermutigt: Ihr schafft es ohne Atomenergie, wenn Ihr Eure Energie effizienter nutzt. Und Rainer Grieshammer hat ihn in derselben Veranstaltung ergänzt: Und wenn Ihr zu Energie-Fasten bereit seid. Und auch in späteren Veranstaltungen ging es immer wieder darum, dass wir nur wegkommen können vom Atomstrom, wenn wir bereit sind, verantwortungsvoller, bewusster und in vielem eben auch sparsamer mit der anders, zunehmend aus nachhaltiger Erzeugung gewonnenen Energie umzugehen. Und das bedeutet eben auch, dass wir manchem, was für uns vorher aus emotionalen Gründen noch akzeptabel schien, aufgrund neuer Einsicht nicht mehr zustimmen können. So der wiederholte Vorwurf an mich: Sie haben sich doch früher positiv zu einer Eisbahn in Emmendingen geäußert!? Weshalb sind Sie jetzt plötzlich dagegen? Nur weil sie auf dem Schlossplatz unmittelbar vor ihrem Pfarrhaus aufgebaut werden soll? Abgesehen davon, was haben Sie nur: Es wird doch ausschließlich nur Ökostrom dafür verwendet! Früher habe ich bei dieser Frage einen inneren Kompromiss geschlossen wg. der Kinder, die von der eisbahn profitierten nach Fukushima geht das für mich nicht mehr. Vielleicht brauchte da die Einsicht bei mir ein wenig mehr Zeit. Aber jetzt stehe ich auch zu ihr – und will den nötigen langen Atem dazu haben, nun auch andere davon zu überzeugen und hoffe, dass mein Fell dick genug ist im Bezug auf diejenigen, die andere Werte dagegen oder gegen mich setzen. Wir haben heute mit dem Kabinettbeschluss eine wichtige Etappe geschafft. Wir dürfen uns darüber freuen, aber wir dürfen uns darauf nicht ausruhen. Wir haben noch einen weiten Weg vor uns. Dafür wünsche ich uns allen einen langen Atem und, wenn nötig, ein dickes Fell.
Artikel: Metzger